Die Natur als Künstlerin liefert die Grundlage, das Material und die Inspiration für
meine SCULPTURES VÉGÉTALES.
Die Blüten und Pflanzen werden aus dem Prozess ihrer Vergänglichkeit herausgelöst und
in veränderter Form erhalten. Das natürliche Grundmaterial ist dann in den Skulpturen
und Objekten nicht immer auf den ersten Blick erkennbar.
Meine primären Inspirationsquellen sind Materialien, die ich in der Natur vorfinde -
Blütenblätter, Dornen, Zweige, Hölzer, Gemüse, Gras, Wurzeln.
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl anderer Ausgangsmaterialien, die mich faszinieren
und zur Gestaltung von Skulpturen, Objekten oder Bildern anregen - Papier und Papierschnur,
Eisendraht, Gitter, Maschendraht, Stein, Wattestäbchen und vieles mehr.
Letztendlich kann alles, was ich in meiner Umwelt vorfinde, in meinem Inneren einen
Widerhall finden.
Im künstlerischen Gestaltungsprozess ist viel Experimentieren und das Entwickeln neuer
Techniken erforderlich, um die in der inneren Vorstellung entstehenden Skulpturen und
Objekte Realität werden zu lassen. Dieses Pendeln zwischen innerem und äußerem Prozess,
in dem aus etwas Vorhandenem etwas Neues entsteht, macht das Spannende und Faszinierende
des kreativen Prozesses für mich aus.
Der künstlerische Entwicklungsprozess beginnt im Garten und ist nur in Kooperation mit
der Natur möglich. Ich muss im Einklang mit ihren Zyklen und Rhythmen arbeiten. Die Natur
gibt vor, wann mit welchem Material gearbeitet werden kann.
Aus einem vergänglichen Naturkunstwerk entsteht durch den kreativen Prozess ein gestaltetes,
dauerhaftes Kunstwerk, das auch nach seiner Fertigstellung einem ständigen weiteren
Entwicklungsprozess unterliegt.
Meine SCULPTURES VÉGÉTALES gibt es als nahezu flache Objektbilder - die an der Wand oder
„an der Leine“ hängen – oder als dreidimensionalen Umhüllungen, die als Objekte und
Skulpturen frei im Raum stehen.
Die Faszination der künstlerischen Arbeit mit natürlichen Ausgangsmaterialien liegt für
mich im Prozess der Transformation und Gestaltung – eine neue Form, einen neuen Sinn geben,
einen neuen Kontext herstellen.
„...eine Rose ist eine Rose...und doch keine Rose...“
Grundmaterial für meine BLÜTENKLEIDER sind die getrockneten
Blütenblätter von Tulpen, Ranunkeln, Bougainvilleen, Sonnenblumen, Zinnien, Rosen ...
sowie Rosendornen.
Die Blütenblätter der allermeisten Blütenkleider sind in ihrer natürlichen Farbe und Struktur
zu sehen und unterliegen daher den Veränderungsprozessen der Natur.
Bei den älteren Arbeiten kann man deutlich sehen, wie gut sich bei vielen die ursprünglichen
Farben erhalten haben und wie reizvoll bei anderen wiederum ihre natürliche Weiterentwicklung
und farbliche Veränderung ist. Hier hat die Natur als Künstlerin ihre Hand im Spiel.
Die Blütenblätter einer Serie neuer Arbeiten sind einzeln von Hand mit lichtechter Tusche in
ihrer natürlichen, ursprünglichen Farbe koloriert, um die Leuchtkraft der Farben dauerhaft zu
erhalten.
Darüber hinaus gibt es Skulpturen, die aus anderen Naturmaterialien, wie z.B. gemähtem Gras, Lauchblättern, Zucchinischeiben, Lavendel- oder Rosmarinstängeln... gestaltet sind.
Die einzelnen Blütenblätter werden auf von mir modellierte Grundformen aus speziellen Papieren
aufgebracht, manche kommen gänzlich ohne dieses Trägermaterial aus und bestehen ausschließlich
aus pflanzlichem Material.
Die den Skulpturen zugrunde liegenden Papierkleider sind teilweise mit einer Bewehrung aus
Buchbinderzwirn versehen. So wie die bei Betonbauteilen eingearbeiteten Eisen oder Eisengitter
für deren Formstabilität sorgen, übernimmt bei meinen Objekten das in das Papier eingearbeitete
„Gitter“ aus Fäden diese Funktion. Damit ist gewährleistet, dass die Kleider ihre Form bewahren.
Blütenkleider ohne diese Bewehrung dürfen sich bewegen und ihre Form weiter gestalten, so dass
der Gestaltungsprozess auch nach Fertigstellung der Skulpturen noch lange nicht zu Ende ist.
Eine aktuelle Serie zarter Kleider und Hemden besteht aus hauchzartem, aber dennoch festem
Japanpapier.
Glockenblumenblüten, Fuchsienblüten, gelbe und grüne Zucchinischeiben, die Schalen von Mangoldstielen
sowie rote Zwiebelringe werden mit der - von mir an die Feinheit und Zartheit der Ausgangsmaterialien
angepassten - Methode der Papyrusherstellung bearbeitet.
Dadurch entstehen aus dem natürlichen Ausgangsmaterial hauchzarte, seidenpapierartige, haltbare
Gebilde, die auf die Papierkleider aufgebracht werden.
Wenn Licht durch diese Kleider scheint, erkennt man durch die Transparenz der Materialien die
inneren Strukturen der Glockenblume, die Muster und Strukturen von roter Zwiebel und Zucchino.
Die Kleiderskulpturen werden abschließend mit einem UV Schutzfirniss behandelt, der sie vor Licht
und Staub schützt.
Die Blütenkleider sollten vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt und (wenn sie nicht hinter
Glas gezeigt werden) hin und wieder vom Staub befreit werden, indem man sie z.B. mit dem Fön (kalt,
kleinste Stufe) vorsichtig, aus größerer Entfernung abbläst.
Eine weitere Serie von KLEIDERSKULPTUREN besteht aus PAPIER
und/oder Papierschnur, teilweise in Kombination mit Blütenblättern.
DRAHTSKULPTUREN stehen entweder als Kleiderskulpturen für sich oder
dienen Blütenkleidern als Träger und bilden gemeinsam eine Skulptur.
Die Gestaltung von LICHTOBJEKTEN stellt für mich eine weitere
faszinierende Möglichkeit dar, Blüten und Pflanzen in Bezug auf ihre ursprüngliche Natur
zur Geltung zu bringen oder die Strukturen der verschiedenen Papiere sichtbar zu machen.
Die Beleuchtung von außen und die Erleuchtung von innen geben den Skulpturen eine weitere
Dimension.
Durch das Spiel mit Licht und Schatten, wenn die Skulpturen bei Tag von der Sonne beschienen
oder nachts von innen erleuchtet werden, entstehen beim Betrachten vielfältige, immer wieder
neue Bilder. Durch das Licht wird die zarte Struktur des Ausgangsmaterials sichtbar gemacht
und damit der Bezug zur Natur wieder hergestellt.