Katathym Imaginative Psychotherapie (KIP)
Die KIP ist ein tiefenpsychologisches Therapieverfahren, das mit aus der Seele
(= thymos) kommenden (= kata) Bildern (= Imaginationen) arbeitet.
Diese Vorstellungsbilder kann man sich wie Bilder im Traum oder in Tagträumen vorstellen.
Ganz zu Beginn wurde diese Methode deshalb auch „Tagtraumtechnik“ genannt, weil man sich
diese traumartigen Bilder in einem entspannten, aber wachen Zustand, angeleitet und begleitet
durch eine Therapeutin, vorstellt.
Diese gefühlsgetragenen, symbolhaften Bilder sind die Sprache unserer Seele, über die wir
Zugang zu den tieferen Schichten unseres Erlebens bekommen. Sie sind sozusagen Botschaften
von uns selber an uns selber.
Wir gehen in den Imaginationen auf eine innere Entdeckungsreise, auf der wir uns selbst
besser kennen lernen, wo sich als inneres Panorama die Landschaft unserer Seele entfaltet.
„Die Seele ist ein weites Land“, hat schon Arthur Schnitzler gewusst.
Wir kommen hier in Kontakt mit unseren tiefsten Wünschen, mit unserer Kreativität und unseren
Kraftquellen, aber möglicherweise auch mit den Regionen unserer Seele, in denen es nicht so
heiter oder hell ist.
So wird es möglich, dass ungelöste Konflikte, unbewusste Ängste oder noch nicht verarbeitete
Lebenserfahrungen, im schützenden Rahmen der therapeutischen Begleitung, symbolisch zum Ausdruck
gebracht, erfahren und verarbeitet werden können.
Indem ich mich imaginativ in meiner inneren Erlebniswelt bewege, lerne ich mich selbst auf eine
ganz neue Art und Weise kennen. Es eröffnet mir die Möglichkeit, dort in meinem Inneren, im Hier
und Jetzt neue Erfahrungen zu machen und dadurch Veränderungen einzuleiten.
Ich kann Neues auf der Inneren Bühne ausprobieren, bevor ich damit den Schritt in die Realität
wage. Ich kann mich geschützt mit meinen Ängsten konfrontieren und neuen Mut fassen. Ich kann
neue Formen der Beziehungsgestaltung ausprobieren, mit meinen Grenzen experimentieren und über
den Zugang zu meinen Ressourcen, Lösungen für bislang ungelöste Probleme entwickeln.
Es kann bislang Unverstandenes verstehbar werden und durch all das, ein Heilungsprozess
eingeleitet und unterstützt werden. Es muss dann möglicherweise nicht mehr der Umweg über
seelische oder körperlich-seelische Symptome gegangen werden.
Je nachdem welche Thematik oder seelische Dynamik sich im Verlauf des therapeutischen Prozesses
zeigt, können verschiedene „Motive“ (Blume, Haus, Berg, wildes Tier, sicherer Ort, hilfreiche
Gestalt,...) zum Ausgangspunkt einer Imagination gemacht werden. Diese stellen eine Art Einladung
an das Unbewusste dar, sich und seine Sicht der Dinge zu zeigen.
Die Aufgabe der Therapeutin ist es, diesen inneren Prozess mit individuell abgestimmten Interventionen
zu begleiten und zu unterstützen. Das Erleben in der Imagination kann dann noch vertieft werden, indem
man das Erlebte zu Hause auf kreative Art und Weise gestaltet. Das kann Malen, Zeichnen oder Formen
des Erlebten genauso sein, wie dieses aufzuschreiben.
All das wird im gemeinsamen Gespräch durch Assoziationen angereichert und in Beziehung zur eigenen
Person und zum jeweiligen Thema gesetzt.
Im Verlauf der Therapie wechseln sich auf diese Art und Weise Phasen des Gesprächs und der
Imagination immer wieder ab. Diese unterstützen, begleiten und fördern den Erkenntnis-, Gesundungs-
und Entwicklungsprozess.
Imaginieren, d. h. sich vor dem inneren Auge etwas vorstellen und sinnlich erleben, ist übrigens
eine ganz natürliche Fähigkeit des Menschen, die geübt und vertieft werden kann.
Wir stellen uns in Tagträumen unsere Zukunft vor, wie erinnern uns lebhaft und farbig an ein schönes
Erlebnis, wir lesen ein Buch und sehen Landschaften und Menschen vor uns, wir denken an ein gutes Essen
und das Wasser läuft uns im Mund zusammen, wir hören Musik in unserem Inneren ... alle Sinne können an
unseren Vorstellungen beteiligt sein.